Die Historische Geographie wird den sogenannten Raumwissenschaften zugeordnet. In dieser theoretischen Perspektive versteht sich der Mensch als aktiv handelndes Individuum, das maßgeblich für die Gestaltung seiner Umwelt mitverantwortlich ist. Als Gegenstand der Forschung resultieren die Strukturen im sozialen Raum. Reflexiv sind somit vergangene historische Epochen zu untersuchen in einer ähnlichen Vorgehensweise, wie in den Geschichtswissenschaften üblich. Die Zeit versteht sich dabei als abhängige Variable in der Beeinflussung der jeweiligen Landschaft. Durch das Auftreten wiederkehrender Phänomene kann auf eine Regelmäßigkeit geschlossen werden. Als Studienfach wird dieser Bereich der Geographie beispielsweise an den Universitäten in Bonn, Berlin und Bamberg angeboten.
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Zentrale Begriffe
Ein zentraler Begriff der Historischen Geographie ist die Kulturlandschaft, die in ihrer Definitionsweise im direkten Gegensatz zur Naturlandschaft steht. Es wird somit jener Raum untersucht, der die Prägung durch das menschliche Handeln aufweist. Bei der Entstehung von Stadt-, Industrie und Wirtschaftslandschaften wurde die Umwelt mit der Zielsetzung der Verbesserung der Lebensbedingungen verändert. Die optimale Passung zwischen den Erfordernissen und der möglichen Umsetzung ist durch den jeweiligen Standort bestimmt. Diese Perspektive eröffnet eine direkte Abhängigkeit von der Naturlandschaft. Nutzbare Ressourcen stellen die Grundlage für die Schaffung des Raumes. In der Historischen Geographie werden die Ursachen für die Entstehung von Kulturlandschaften untersucht. Gegebene Regelmäßigkeiten im zeitlichen Verlauf bieten die Basis für die Konstruktion einer wissenschaftlichen Theorie.
Schwerpunkt
Der hauptsächliche Schwerpunkt der Historischen Geographie liegt in der Siedlungsforschung. Des Weiteren werden kulturelle Räume untersucht, die schon in der Vergangenheit aufgegeben wurden. Die sogenannte Wüstungsforschung beschäftigt sich mit der Erkundung von Ruinen und alten Denkmälern. Wesentliche Quellen stellen auch mündliche Überlieferungen oder Flurnamen. Innerhalb der Genetischen Kulturlandforschung wird versucht, gegenwärtige Phänomene aus vergangenen Regelmäßigkeiten heraus zu erklären. Der gesellschaftliche Nutzen dieser wissenschaftlichen Disziplin begründet beispielsweise die Planung der Umwelterziehung. Ein Teilgebiet ist die Pflege der bestehenden Flora und Fauna. Dieser Zusammenhang verdeutlicht die bestehende Abhängigkeit der Natur von der menschlich geschaffenen Umwelt.